Gemüse haltbar machen durch Fermentation bzw.
milchsaures Vergären
Kurzvortrag zur Mitgliederversammlung der Kräuterpädagogen Baden-Württemberg e. V. am 18.3.23
von Martina Schwarzburger
Die Fermentation ist ein Gärungsprozess, bei dem sich lebendige Organismen, die
Milchsäurebakterien auf dem Gemüse, mit den Kohlehydraten aus dem Gemüse
verbreiten und neu bilden können. Es ist eine seit Jahrhunderten alte Methode der
Haltbarmachung von Gemüse.
Fermentiertes Gemüse besteht ausschließlich aus Gemüse, Wasser, Salz und evt.
Gewürzen und Kräutern.
Hier gehen keine Vitamine und Mineralstoffe verloren, sondern vermehren sich sogar.
Die Milchsäurebakterien schließen das Gemüse sogar besser für den Darm auf und
fördern die Darmgesundheit. Fermentierte Nahrung ist deutlich besser verträglich und die
damit aufgenommene andere Nahrung auch. Auch das Immunsystem wird gestärkt.
Der Sauerstoffmangel bei der Gärung im Glas oder Steinguttopf und die salzige
Flüssigkeit sorgen dafür, dass sich unter richtiger Anleitung keine schädlichen
Mikroorganismen ausbreiten können. Jedes Gemüse hat seine eigenen
Milchsäurebakterien.
Es eignen sich am besten festere Gemüse wie jede Art von Kohl, Karotten, Zwiebeln,
Rote Beete, Sellerie, Bohnen, Brokkoli, Lauch, Paprika, Kürbis, Kohlrabi, Pastinaken,
Petersilienwurzeln, Gurken, Blumenkohl, (Zucchini kann etwas schleimig werden) u.a.
Wir benötigen folgende Materialien
 Bio-Gemüse
 Hobel, Raspel oder/und Messer
 Schneidbrett
 Blechschüssel zum Ansetzen des Gemüses
 Einweckgläser mit Gummis und Bügel oder Schraubgläser mit Schraubdeckeln
 Salz (nur unjodiertes naturbelassenes Stein- oder Meersalz o. Ä.)
 Wasser (Quellwasser, Mineralwasser ohne Kohlensäure)
 Holzstampfer (es gehen auch die eigenen Hände zum Kneten des Gemüses)
 Große Blätter aus Kohl oder Weinblätter zum Abdecken der Oberfläche
 Holzspieße oder Steine oder Gläser, kleine Tassen, zum Beschweren des
Gemüses im Glas unter der Flüssigkeitsoberfläche.
Das Gemüse muss immer unter der Flüssigkeit sein, es darf kein Gemüse an
die Luft im Glas ragen, da sonst Schimmelgefahr besteht.
Grundsätzlich gilt:
 Gemüse besser nur bürsten, auf keinen Fall unter heißem Wasser waschen. Das
tötet die Milchsäurebakterien, die sich meist auf der Oberfläche befinden.
 Die dazugehörigen Gläser wie Einweckgläser oder Schraubgläser mit
Schraubdeckeln mit kochendem Wasser randvoll gießen, 5 Minuten wirken lassen
und nach dem Abgießen auskühlen lassen.
 In eine Schüssel entweder das Gemüse raspeln oder in gleich große Stücke
schneiden.
Es gibt 2 Wege des Fermentierens:
1. Als geraspeltes Gemüse unter Austritt des geraspelten und
gestampften/gedrückten Gemüsesaftes mit Salz – z. Bsp. Sauerkraut
Hier wird das Gemüse klein gehobelt oder geraspelt und 1 kg Gemüse wird mit
15 g (1 Esslöffel) bis 30 g (2 Esslöffel) unjodiertem Salz und evt. Gewürzen
vermischt und geknetet oder gestampft bis genug Zellsaft nach einigen Minuten
austritt um das gesamte Gemüse zu bedecken. Je größer der Salzanteil desto
knackiger bleibt es und sicherer gärt es, je geringer desto stärker ist der
Eigengeschmack des Gemüses.
Jetzt wird die gesamte Menge cm-weise in das Glas gefüllt und gestampft oder mit
dem Löffel so heruntergedrückt, dass die gesamte Luft heraus ist. So cm-weise
Schicht um Schicht weiterverfahren bis ¾ des Glases gefüllt sind und noch
Flüssigkeit oben schwimmt. Weiter siehe Rubrik Beschweren des Ansatzes:
2. Als Ganzes (Zwiebeln, Gurken…) oder in Stücke geschnittenes Gemüse mit
zugefügter Salzlake
– z. Bsp. milchsaure Salzgurken
Hier wird das Gemüse in gleich große Stücke geschnitten und mit einer zuvor
angesetzen und abgekühlten Salzlake übergossen bis das Gemüse gut bedeckt
ist. Für die Salzlake wird 15 g bis 30 g unjodiertes Salz auf 1 ltr. Quellwasser oder
Mineralwasser gegeben und kurz erwärmt, damit sich das Salz besser lösen kann
und warten bis es sich abgekühlt hat. Auch hier darf nichts aus der Lake ragen.
Beschweren des Gemüseansatzes:
Jetzt wird das Gemüse unter der Flüssigkeit gehalten, abgedeckt und beschwert .
Entweder mit einem Kohlblatt, einem Weinblatt oder einem naturbelassenen Stoff mit
Murmeln oder Granitsteinen, einem kleinen Unterteller, sodass kein Gemüse an die
Oberfläche schwimmen kann. Zusätzlich kann es mit Holzspiessen fixiert werden.
Oder mit Steinen oder Kieseln beschwert werden, die ebenfalls vorher abgekocht worden
sind.
Jetzt kommt der Deckel drauf, der leicht angeschraubt werden kann. Oder der
Weckdeckel mit Gummiringen und Klammern.
Durch beide kann jetzt noch Gärluft entweichen, die beim Gärungsprozess entsteht.
Die Gärung:
Jetzt beginnt die Gärung bei Zimmertemperaturen zwischen 18 und 24 Grad in der Regel
für 7 (bis 10 Tage) an einem vor Sonnenlicht geschützten Ort, meist in der Küche. Bereits
am 2. oder 3. Tag bilden sich Gärbläschen im Glas und es kann auch zum Überlaufen
des Glases kommen, die Flüssigkeit wird etwas trüb.
Deswegen unbedingt auf Suppenteller oder in eine Auflaufform stellen, damit die
Arbeitsplatte verschont bleibt.
Die Lagerung:
Nach meist 10 Tagen bei Zimmertemperatur ist die Gärung größtenteils abgeschlossen
und die Gläser können in den Keller oder Kühlschrank gelagert werden bei 8 bis 15 Grad.
Die Kontrolle und Fehler:
Es muss bei der Gärung täglich danach geschaut werden, dass das gesamte Gemüse
immer mit Flüssigkeit bedeckt ist. Fehlt etwas Flüssigkeit, kann mit abgekühlter Salzlake
nachgefüllt werden. Normalerweise wird das Glas nicht geöffnet während diesen maximal
10 Tagen, damit möglichst wenig Sauerstoff hineingelangt.
Der Gärprozess kann verzögert bzw. gestoppt werden, indem man das Glas in den
Kühlschrank stellt.
Beginnt das Gemüse trotz allem zu schimmeln, muss es entsorgt werden.
Es kann sich eine harmlose Kahmhefeschicht darauf bilden, das ist ein weißlicher Belag,
der entfernt werden kann und harmlos ist.
Rezepte (Quelle www.wurzelwerk.net)
Klassisches Sauerkraut
1 kg Weißkohl fein hobeln mit
1 bis 2 EL Salz
1 TL Pfefferkörner
1 Lorbeerblatt
2 Gewürznelken
Miteinander verkneten oder stampfen bis reichlich Saft austritt.
Schichtweise in die sterilen Gefäße füllen und immer wieder fest einstampfen. Bei zu
wenig Flüssigkeit mit abgekühlter Salzlake nachfüllen. Mit einem Kohlblatt abdecken und
beschweren, dass das komplette Gemüse unter Flüssigkeit steht.
7 bis 10 Tage bei Zimmertemperatur fermentieren. Danach kühl und dunkel lagern.
Fermentierter Blumenkohl mit Zitrone:
2 kleine Blumenkohlköpfe waschen, putzen reiben und in ein Glas zu schichten.
Abwechselnd mit
2 – 3 Biozitronen, in Scheiben geschnitten, schichten bis das Glas ¾ voll ist. Mit
der Schicht Zitronenscheiben abschließen und wieder beschweren.
Mit Salzlake aus 20 g Salz und 1ltr. Wasser übergießen und beschweren und 4 Tage
stehen lassen zum Fermentieren. Danach kühl und dunkel lagern.
Fermentierte Möhrensticks
Die Möhren in gleich große Stifte schneiden und aufrecht in ein Glas stellen, dass noch
ca. 2cm Platz nach oben sind, damit es mit der Salzlake (20 g Salz auf 1 ltr. Wasser)
bedeckt werden kann.
Mit einem Kohlblatt abdecken und beschweren, dass das komplette Gemüse unter
Flüssigkeit steht.
7 bis 10 Tage bei Zimmertemperatur fermentieren. Danach kühl und dunkel lagern.
Viel Spaß und Freude und gutes Gelingen!
von Kräuterpädagogin, Streuobstpädagogin und Heilpflanzenkundlerin
Martina Schwarzburger
72218 Wildberg-Gültlingen

Gabriele Gläßer Kräuterpädagogin

Wurzeln und ihre Anwendung

Die Apothekenbilder von Gabi findet ihr unter www.biolib.de

„Unsere Nahrungsmittel sollten Heil – unsere Heilmittel Nahrungsmittel sein.“

(Hippokrates von Kos 460-377 v. Chr.)

Die Wurzelgemüse sind vom „arme Leute Essen“ in die gehobene Gastronomie aufgestiegen. Dieser Trend ist für Menschen, die sich um gesunde Ernährung bemühen, nichts Neues. Wir Kräuterpädagogen wissen um den Nutzen der Wurzeln und verarbeiten sie zu Speisen und Heilmitteln.

Die Zeit Wurzeln zu graben ist der Herbst und das zeitige Frühjahr.

Ich stelle essbare Wurzeln, die in der Küche Verwendung finden, aber auch Wurzeln, die in der Volksheilkunde angewendet werden, vor.

Bei zweijährigen Pflanzen werden die Wurzeln im 1. Jahr geerntet. Wenn die Pflanze Stengel treibt, verholzt die Wurzel. Bei mehrjährigen Pflanzen ist dieser Punkt nicht zu beachten.

  1. Pastinake

Pastinaca sativa L. Doldenblütler

  • Wird seit dem Altertum als Futter- und Heilpflanze angebaut.

Inhaltsstoffe:

  • Kalzium, Kalium, ätherische Öle, Magnesium, Eisen, Furanocumarin
  • Der Geschmack ist lieblich mild.

Verwendete Teile:

  • Wurzel, junge Blätter

Verwendung:

  • kann roh oder gekocht gegessen werden
  • für Suppen, Soßen, Bratlinge, Aufstriche
  • Wurzelsalz

Volksheilkunde:

  • Sie wird bei Magen und Darmbeschwerden eingesetzt. Sie regt die Verdauung an.
  1. Karotte

Daucus carota, Doldenblütler

  • Sie ist in Europa weit verbreitet, ihre Wurzel ist im Gegensatz zur Karotte bleich.

Inhaltsstoffe:

  • ätherische Öle, Provitamin A, Vitamine B1, B2, C, Pektin, Kohlenhydrate
  • Im Geschmack ähnelt die wilde Möhre der Karotte.

Verwendete Teile:

  • Wurzel, junges Laub, Blüte.

Verwendung:

  • kann roh oder gekocht gegessen werden
  • für Suppen, Gemüsegerichte, Aufläufe, Aufstriche, Wurzelsalz, Suppenwürze

Volksheilkunde:

  • Mittel gegen Durchfall
  1. Meerrettich

Amoracia rusticana, Kreuzblütler

  • Ist in Unkrautfluren verwildert; Gemüse und Heilpflanze

Inhaltsstoffe:

  • Senfölglykoside, Vitamin C, B1, B2, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Phosphor
  • Die Scharfstoffe bewirken, dass Augen und Nase laufen.

Verwendete Teile:

  • Wurzel

Verwendung:

  • kann roh oder gekocht gegessen werden
  • Der als Kren bezeichnete Meerrettich wird für Soßen, als Beilage für Fleischgerichte oder Fisch verwendet.

Volksheilkunde:

  • Er wird gegen Entzündungen im Mund und Rachenraum, bei Husten, bei Blähungen und äußerlich bei Verspannungen eingesetzt.
  1. Löwenzahn:

Taraxacum officinale, Korbblütler

  • Auf fetten Wiesen und Weiden, in Gärten und Parks.
  • Nur in schadstofffreien Gebieten sammeln.

Inhaltsstoffe:

  • Bitterstoffe, Vitamine, Cholin, Inulin, Eiweiß, Kieselsäure, Spurenelemente vor allem Magnesium, Calcium und Eisen

Verwendete Teile:

  • Blätter, Blüten, Stengel, Wurzeln

Verwendung:

  • kann roh und gekocht verwendet werden
  • als Magenbitter, Wurzelsalz, aufs Butterbrot, geraspelt im Salat, Tee, Kaffeeersatz

Volksheilkunde:

  • Die im Löwenzahn enthaltenen Bitterstoffe regen Magen und Gallefluss an.
  • Er wirkt leberstärkend, stoffwechselanregend, gallebildend, antirheumatisch.
  1. Nelkenwurz

Geum urbanum, Rosengewächs

  • Die Endung „Wurz“ bedeutet, dass es sich um eine alte Heilpflanze handelt.

Inhaltsstoffe:

  • ätherische Öle, Eugenol, Gerbstoffe, Bitterstoffe.

Verwendete Teile:

  • Wurzel, die ganze oberirdische Pflanze.

Verwendung:

  • kann roh oder gekocht verwendet werden
  • als Wurzelsalz, Nelkenwurzwein, Tinktur, in Milch gesotten, Magenbitter.

Volksheilkunde:

  • Nelkenwurz auch Benediktenwurz wird bei verschiedenen Herzleiden eingesetzt.
  • Nach Hildegard von Bingen entflammt er zur Liebe, er stärkt innerlich und äußerlich.
  • Eine getrocknete Wurzel in einem Säckchen um den Hals getragen, auf Herzhöhe, soll Herzinfarkt gefährdete Menschen schützen.
  • Bei Magen und Verdauungsstörungen wirkt sie günstig auf Leber und Galle.
  1. Beinwell

Symphytum officinale, Rauhblattgewächse

  • Heute wird auf Grund der Pyrrolizidin-Alkaloide empfohlen ihn nur äußerlich anzuwenden.

Inhaltsstoffe:

  • Schleim, Allantoin, Inulin, Cholin, Rosmarinsäure, Harz, Kieselsäure, Gerbstoffe, Pyrrolizidin-Alkaloide

Verwendete Teile:

  • Wurzel, in Maßen junge Blätter.

Verwendung:

  • die jungen Blätter für Kräuterquark, zum Füllen, Beinwellschnitzel
  • die Wurzel als Zusatz für Salben, Tinkturen

Volksheilkunde:

  • Der Beinwell ist eines der ganz großen Mittel in der Volksheilkunde. Er wird hier auch „Der Knochenheiler“ genannt.
  • Die Salbe ist gut gegen blaue Flecken, hilft bei Zerrungen und Verstauchungen.
  • Die Tinktur hilft bei Gicht und Rheumaschmerzen.
  • Er heilt in die Tiefe, an Stellen, die schlecht zu erreichen sind.
  • Das Allantoin hilft dem Knochenwachstum.
  • Er wird auch bei Umschlägen gegen Venenentzündungen angewendet.
  1. Brennnessel

Urtica dioika, Nesselgewächse

  • Für Hippokrates war die Brennnessel die wichtigste Pflanze zur Blutreinigung. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Inhaltsstoffe:

  • Kieselsäure, Gerbstoffe, Histamin, Ameisensäure, Magnesium, Eisen, Kalium, Silicium, Natrium, Vitamin B, Hormone.

Verwendete Teile:

  • Wurzeln, Blätter, Samen.

Verwendung:

  • die Wurzeln für Essenzen, Tinkturen, Salben, Tee
  • „Die Brennnessel soll nicht angewendet werden, bei stark eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit.“
  • Für alle anderen wirkt sie blutreinigend, vitalisierend für Leber, Bauchspeicheldrüse und Magen.
  • Sie wirkt gegen Blutarmut und Eisenmangel.
  • Sie beeinflusst die Prostata positiv.
  • Nach Hildegard von Bingen „nehme ein Mensch der gegen seinen Willen vergesslich ist, die brennende Nessel, zerstoße sie zu Brei und setze diesem etwas Öl zu, dieses reibe er sich abends auf die Schläfen und die Brust. Tue dies wiederholt und die Vergesslichkeit wird abnehmen.“

Gabriele Gläßer

Kräuterpädagogin

Vortrag für die Mitgliederversammlung des Kräuterpädagogen Baden Württemberg e.V. am 22. Oktober 2016 in Lorch

Wurzeln

1. Wurzeln schlagen, verwurzelt sein

– Ein Pflänzchen (zweikeimblättrig) entsteht: Die Samenhülle platzt, Keimblätter und Keimwurzel schieben sich heraus.

Die Keimwurzel/ Primärwurzel wird zur Hauptwurzel mit Wuchsrichtung Schwerkraft.

Erste Seitenwurzeln verankern Pflanze im Boden mit eher waagrechter Wuchsrichtung.

Folgende Wurzeln wachsen in die Richtung, wo sie Wasser und Nährstoffe finden.

Das Wachstumshormon Auxin wird von Transportproteinen in der Zellmembran so geleitet, dass es die für die jeweiligen Wurzeln (und Sprosse im oberen Bereich) die richtige Wuchsrichtung in Bezug auf die Schwerkraft vorgibt.

– An der Wurzelspitze werden, geschützt von einer Haube aus Wurzelrindengewebe, in einer nur 1-2 mm dünnen Schicht (Wurzelmeristem) stets neue hauchzarte Zellen gebildet. Sie sind zunächst ganz von Zellplasma erfüllt, die Zellsafträume bilden sich durch Wasseraufnahme (osmotischer Druck) erst noch und lassen die Zelle wachsen .Sie pumpen sich quasi in Richtung Wurzelspitze hin auf und treiben so die Wurzel weiter in den Boden.

Die Zellen dieses Bildungsgewebes sind sehr kurzlebig, die äußeren verschleimen (Schmiermittel für „Bohrkopf“!) und sterben ab.

Voraussetzung für ein gesundes Wurzelwachstum ist ein Boden, in dem der Wasser- und Gasaustausch gewährleistet ist.

Für verschiedene Bodentypen gibt es jeweils für den Standort typische Zeigerpflanzen.

Ist der Standort für eine Pflanze nicht ideal, kann sie ihn eventuell verändern

– durch Wurzelausscheidungen, die andere Pflanzen vertreiben oder Hilfsorganismen anlocken

– durch Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff aus der Luft binden, dafür Kohlenstoff bekommen (Schmetterlingsblütler)

– durch Symbiose zwischen Wurzeln und Pilz (Mykorrhiza) – bei wohl 95% aller Pflanzen;

Pilz steigert Wasser- und Nährstoffaufnahmevermögen der Pflanze, bekommt Kohlehydrate

2. Pflanzenwurzeln als „Gehirn“

Innerhalb der Pflanze findet ein reger Stoff- und Informationsaustausch statt. Im Laufe der Evolution haben Pflanzen aber auch kommunikative Netzwerke nicht nur zu anderen Pflanzen, sonder auch zu anderen Bodenorganismen ausgebildet. Das Wurzelsystem ist hier besonders beteiligt. In den Tausenden Wurzelspitzen einer Pflanze scheint dezentral die Koordination der biotischen und abiotischen Signale stattzufinden.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Prozesse, Strukturen und Moleküle in Pflanzen nachgewiesen, die bis dahin ausschließlich Tieren und dem Menschen vorbehalten waren.

3. Wurzeln als Speicherorgane

Je nach Beteiligung von Sprossachse, Wurzel oder deren Übergangsbereich (Hypokotyl) entstehen Wurzelrüben, Wurzelknollen oder Hypokotyl-Knollen. Rhizome sind verdickte unterirdische Sprossachsen. Als Energievorrat wird Stärke oder Inulin eingelagert, daneben zur Gesunderhaltung viele verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe.

4. Ernte

sofern Pflanze nicht unter Naturschutz steht

von Herbst bis Frühjahr an Wurzeltagen um den Neumond oder bei absteigendem Mond.

Mehrjährige Pflanzen in jedem Lebensalter, zweijährige im ersten Jahr. Hier ausreichend Pflanzen als Samenträger stehen lassen!

5. Verwendungsmöglichkeiten (mit Beispielen)

– kulinarisch als Würze (Meerrettich, Knoblauchsrauke, Engelwurz, Nelkenwurz)

in Salat (Löwenzahn, Topinambur, Taubnessel)

in Soßen und Aufstrichen (Meerrettich)

als Gemüse (Löwenzahn, Wiesenbärenklau, Pastinake, Wegwarte, Nachtkerze)

in Suppe (Wilde Möhre, Pastinake, Wiesenbärenklau)

als Streckmehl (Quecke)

als Ersatzkaffee (Wegwarte, Löwenzahn, Ferkelkraut, Große Klette)

zu Spirituosen – (Blutwurz, Nelkenwurz, Löwenzahn, Topinambur)

Verdickungsmittel für Suppen und Soßen (Beinwell)

– heilkundlich nach der jeweiligen Indikation

– innerliche Anwendungen

Tee (Baldrian, Brennnessel, Eibisch, Wegwarte)

Presssaft (Brennnessel)

Tinktur, Medizinalwein oder Heilschnaps (Engelwurz, Karde)

– äußerliche Anwendungen

Auflagen und Wickel (Beinwell, Nachtkerze, Blutwurz)

Bäder, Teilbäder, Waschungen (Giersch, Blutwurz)

Öle, Salben (Beinwell, Große Klette)

– Räuchern (Alant, Engelwurz)

– kosmetisch (Große Klette)

– zum Färben rot: Labkräuter, Krapp, Waldmeister, Natternkopf, Blutwurz, Färbermeister,

Rhabarber, Sauerampfer

gelb: Brennnessel, Beinwell

– in Duftschalen (Alant, Veilchenwurzel (Iris germanica), Schlüsselblume)

– im Garten Spezialkompost aus Queckenwurzeln hilft kränkelnden Pflanzen

– historisch – Wurzelschleim von Beinwell machte Leder weicher und geschmeidiger,

außerdem Grundstoff von roter Künstlerfarbe

– Klettenwurzel als Köder beim Vogelfang

– Primelwurzel zu Schnupftabak

– industrielle Verarbeitung:

– Wegwarte färbt Soßenpulver braun

– Wurzelzichorie als Inulinquelle oder weiterverarbeitet als künftige

Basischemikalie HMF (Hydrosymethylfurfural) in Kunststoffindustrie

– Große Klette als Inulinquelle

6. Wurzeln im Aberglauben

– oft als Amulett zum Schutz oder bei Krankheiten getragen (Große Klette, Wegerich, Nelkenwurz, Wiesenbärenklau)

– auch als Schutzpflanze aufgehängt – vor Blitz und Donner, bösen Geistern

7. Wurzelmärchen

über Baldrian, Beinwell und Engelwurz von Folke Tegethoff in seinen Büchern „Kräutermärchen“ und „Neue Kräutermärchen“, Nymphenburger Verlag.

ISBN 978-3-485-00789-4 und 3-485-01052-9, evtl. nur antiquarisch verfügbar

Tel. 07261-978849

Mail silviaweis.allerleikraut@freenet.de

Reihener Str. 12, 74889 Sinsheim-Weiler

Fortbildung am 09. April 2016 im Adventonpark in Osterburken

Eine andere Welt und doch auch wieder unsere Welt – früher und heute – was lernen wir von anderen? Welche Erfahrungen müssen wir selber machen?

Unter diesem Motto haben wir interessante Stunden im Adventon mit Michael und Sabine Wolf verbracht.

Viele Jahr Aufbauarbeit, viele Erfahrungen im Gartenbau, Bienenkunde, Wald- und Forstwirtschaft, Baukunst und noch vielen  anderen Bereichen. Wollhemden oder Brennesselhemden,   Creme oder Seife selbst gemacht, Fleisch haltbar und schmackhaft machen, einen Brunnen graben oder Wasserleitungen legen,  eine Haus bauen, Schweine halten, unser Rechts – und Verwaltungssystem erleben:  immer auf der Suche nach Wissen, nach Erklärungen, nach praktischen Erfahrungen – sehen wie geht es und warum.

Eine Zeitreise der besonderen Art führte uns durch den Park. Spannenden Worterklärungen, lebendiges Wissen und offene Antworten auf Erfahrungen selbst gemacht oder andere selbst machen lassen.

Wir können nur allen einen Besuch in dieser Sammlung von Wissen und Lebensweise empfehlen.

Danke an Michael und Sabine Wolf – Danke das wir an eurem Leben, euren Träumen und Erfahrungen teilhaben durften.

Claudia 09.04.2016

Schulung von Ines Ch. Schweizer, Apothekerin, Schiller-Apotheke, Backnang,

am 27.2.2016

1. Philosphie und Besonderheiten dieser Therapierichtung

Spezielle und sanfte Form der Therapie mit Pflanzen.Gemmotherapie ist typische Komplementärmedizin,

also Ergänzungsmedikation zu anderen Verfahren. In der Gemmotherapie macht man sich das

„Lebendigste“ der Pflanze als Heil- und Regenerationskraft zunutzen. Die wertvollen aktiven Bestandteile

werden ausschließlich aus dem Embryonalgewebe der Pflanze gewonnen. Daher werden nur Knospen

(lateinisch = gemma), Triebspitzen, junge Schösslinge oder wachsende Wurzelspitzen verwendet. Dieses Pflanzengewebe

befindet sich in der Vermehrung und ist reich an pflanzlichen Wachstumskatoren und Nukleinsäuren. In diesen

Pflanzenteilen steckt die meiste Kraft und die ganze Energie der zukünftigen Pflanze. Die Gemmotherapie wird

daher auch als pflanzliche Stammzellentherpie bezeichnet.

Der Entdecker dieser Therapie ist der belgische Arzt Dr. Pol Henry. Seine Idee war, eine Frischzellen-

therapie aus Pflanzen hervorzubringen. In Belgien und Frankreich ist diese Art der Therapie schon wesentlich weiter verbreitet

als bei uns.

Die Gemmotherapie unterstützt andere Terapien, aktiviert die Selbstheilungskräfte und bringt Linderung

bei Beschwerden. Sei wird sowohl präventiv als auch bei akuten und chronischen Beschwerden eingesetzt.

Ihr Wirkung basiert im wesentlichen darauf, daß über die Gemmopräparate (überwiegend Phytohormone) Reize

gesetzt werden, die Stoffwechselprozesse anstossen.

2. Herstellung, Anwendungsmöglichkeiten

Voraussetzung: Pflanzenkenntnis, Sorgfalt, Zeit, Geduld

90%iger unvergällter Alkohol, Glycerin, destilliertes Wasser, Gefäß, Gaze zum Abseihen, Trichter, Braunglasflasche

Berechnung des Ansatzes:

1 g  frische Knospen auf 45 g Flüssigkeit. (15 g Ethanol 90 %, 15 g Glycerin, 15 g. dest. oder gereinigtes Wasser)

Die Knospen (alle Knospenarten können verwendet werden) werden im Moment des Aufspringens geernet. Die Ernte sollte mittags sein.

Knospen trocken reinigen und wiegen, grob zerkleinern und sofort in das Auszugsmittel legen. Bei max. 20 Grad C. 21 Tage ausziehen

lassen, dabei gelegentlich schütteln. Danach filtrieren, abfüllen. Haltbarkeit: mind. 1 Jahr.

Angewendet wird das Präparat entweder als Tropfen mit Wasser ( 2 x 2 ml. morgens und mittags). In akuten Fälle kann es auch

stündlich eingenommen werden. Es kann jedoch auch als Sprühstoß aus einer Sprühflasche direkt auf die Mundschleimhaut oder

in die Ellenbeuge aufgebracht werden.

Die Gemmotherapie eignet sich auch sehr gut für Kinder, auch Tiere.  Selbst bei Pollenallergien sollen sehr gute Ergebnisse erzielt worden sein.

Verschiedene Gemmotherapeutika können miteinander kombiniert werden (jedoch nicht mehr als 3).

Keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt.

Anwendung:

Bei akuter Erkrankung einnehmen bis Besserung eintritt.

Bei chronischen Erkrankungen 28 Tage lang.

Als Kur 8 – 12 Wochen.

Cave – Hüte Dich!

Unverträglichkeit bezüglich Glycerol und Früchten wie Ananas, Kiwi, Mango und Papaya

3. Bedeutende Pflanzenportraits

Ribes Nigrum (Schwarze Johannisbeere)

Der Star unter den Gemmotherapeutika, kortisonähnliche Wirkung

unterstützt das Immunsystem, bei Allergien und Entzündungen

Castanea Vesca (Esskastanie)

entgiftendes und ausleitendes Mittel, leberentgiftend,

wirkt auf Lymphfluss

Juglans Regia (Walnuß)

cholesterinsenkend

wirkt auf Entzündungen der Haut

regulierende Wirkung auf Bauchspeicheldrüse

regulierend bei Durchfällen duch Antibiotika

Juniperus Communis (Wacholder)

wiederkehrende Blasenentzündungen

leberentgiftend

entzündungshemmend

Rosa canina (Heckenrose)

stärkt immunabwehr

wirkt entzündungshemmend

bei Infekten der oberen Atemwege

wirkt antiviral (Herpes)

Rubus idaeus (Himbeere)

reguliert das weibliche Hormonsystem

das Frauenmittel schlechthin, z.B. bei PMS

entstpannend, schmerzlindernd, krampflösend

Ingrid Sommer-Gurr